Schwierigkeiten beim Rechnen

Häufig werden die ersten Schwierigkeiten im Bereich des Rechnens erst gegen Ende der 2. Klasse sichtbar, wenn es um den Zahlenraum über 100 geht. Die Kinder entwickeln für den Zahlenraum von 1-100 bemerkenswerte Strategien, um ihre Aufgaben mit aller Anstrengung lösen zu können. Von außen erkennbar ist oft nur das Abzählen mit den Fingern, das vielleicht schon versucht wurde loszuwerden und deshalb heimlich unter dem Tisch oder durch kaum sichtbares Drücken auf der Tischplatte umgesetzt wird.
Wenn der Zahlenraum bis 20 überschritten wird und zum Plus- und Minus- das Malrechnen hinzukommt, sind diese Strategien nicht mehr einsetzbar und die tatsächlichen Schwierigkeiten treten zutage, weil das grundlegende Wissen über Zahlen, Mengen und Rechnenarten nicht ausreichend verstanden und gefestigt ist und die bisherigen Strategien immer fehleranfälliger werden. Hier ist die Unterstützung durch Lerntherapie oder Lerncoaching gefragt.

Lückenanalyse
Am Anfang eines jedes Lerncoachings steht die Lückenanalyse, mit der ich detailliert vom Zahlen- und Mengenverständnis bis hin zu den Grundrechenarten überprüfe, wie der individuelle Lernstand ist und ich dadurch Einblicke in mathematische Denkweisen und Strategien gewinne, die ursächlich für Schwierigkeiten sein können.

Testverfahren
Mit einem standardisierten Testverfahren kann getestet werden, ob die Rechenfähigkeit nach der Alters-Normtabelle im durchschnittlichen Bereich liegt oder davon abweicht. Das Ergebnis, wenn bei einem Kind eine Rechenstörung vorliegt, hilft nicht weiter bei der Entscheidung, welche konkreten Maßnahmen dem Kind helfen könnten, seine Schwierigkeiten in Mathe zu verringern. Da es auch die Motivation gefährden kann, wenn ein Kind seine Schwierigkeiten als Folge einer "Störung" versteht, teste ich nur in begründeten Ausnahmefällen. Diese Testung ersetzt auch dann nicht die Diagnose nach ICD 11.

Wussten Sie schon?
Aus der Hirnforschung ist inzwischen bekannt, dass bei Menschen mit Schwierigkeiten im Rechnen oder Lesen/Schreiben Hirnareale, die für die Verarbeitung dieser Informationen zuständig sind, weniger Aktivität aufweisen - dafür aber andere Bereiche, z. B. die der Aufmerksamkeit
und Konzentration deutlich aktiver sind! Das Ziel bei Lernschwierigkeiten ist aus neurologischer Sicht, durch gezielte Übung und Wiederholungen neue "Autobahnen" im Gehirn in den zuständigen Bereichen anzulegen.
